Chance verpasst

Eine Chance verpasst: kein Interesse an gemeinsamer Onlineplattform?

Corona macht es den Wahlkämpfer/innen landauf, landab gerade schwer. Live-Veranstaltungen sind nicht möglich, öffentliche Diskussionsveranstaltungen können nicht stattfinden und selbst der Haustürwahlkampf ist nur eingeschränkt möglich. Da liegt die Idee einer gemeinsamen digitalen Wahlkampf-Plattform eigentlich auf der Hand.

Zeichen für mehr Miteinander setzen

Die neue Wähler/innen-Gemeinschaft „Gelnhausen plus“ hatte hierfür die Initiative ergriffen, doch das Resultat ist ernüchternd. „Bis auf die SPD und die Grünen hat keine der in Gelnhausen antretenden Parteien und Gruppierungen auf meine Anfrage reagiert“, wundert sich Markus Wimmer, Kandidat von Gelnhausen plus. Er hatte den Mitbewerbern um die Plätze in den Ortsbeiräten und der Stadtverordnetenversammlung Ende Januar vorgeschlagen, eine gemeinsame Facebook-Seite oder -Gruppe zu eröffnen und jede Partei oder Gruppierung mit administrativen Rechten auszustatten. „Wenn man sich auf gemeinsame Nettiquette und ein paar grundlegende Regeln geeinigt hätte, wäre der Aufwand für alle überschaubar geblieben“, glaubt Wimmer. Zudem hätte die Gelnhäuser Kommunalpolitik damit signalisiert, dass in Zukunft das Miteinander wieder stärker im Mittelpunkt der Arbeit stehen könnte, ist er überzeugt.

Hoffnung noch nicht aufgegeben

Sein Versuch ist offensichtlich ins Leere gestoßen. „Entweder sind CDU, FDP und die Bürger für Gelnhausen noch so analog, dass sie meine Nachrichten per E-Mail und Facebook bislang nicht registriert haben, oder sie ignorieren die Anfrage schlicht“, bedauert Wimmer die Nicht-Reaktion. Auch die Antwort der SPD war eher verhalten. Ortsverbands-Vorsitzende Susanne Turlach fand die Idee im Grundsatz gut, betonte aber, dass sie eine solche Plattform eher bei der Stadt angesiedelt sehe. Die Antwort der Grünen war ebenfalls positiv. Allerdings seien die Aktiven so sehr in den Wahlkampf eingebunden, dass es für eine gemeinsame Plattform keine Kapazitäten gäbe, antwortete die Öko-Partei. Wimmer hat die Hoffnung indes noch nicht aufgegeben: „Wenn die Nachricht bislang wirklich noch nicht angekommen ist, wissen CDU, FDP und BG jetzt zumindest von unserer Initiative. Vielleicht kommen wir ja doch noch zusammen, mein Angebot steht auf jeden Fall noch“. Andernfalls dränge sich dann allerdings der Eindruck auf, dass die politische Kultur in Gelnhausen inzwischen so zerfahren ist, dass selbst ein so unverfänglicher Vorschlag wie der nach einer gemeinsam administrierten Facebook-Plattform vertan und als Chance ausgelassen wird.